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Mass Effect 2 – Review / Test

16 Feb

Vor etwas über zwei Jahren erschufen die Rollenspielexperten von Bioware mit Mass Effect eines der vermutlich besten Sci-Fi Games aller Zeiten. Kein Wunder also, dass der zweite Teil der Trilogie in aller Welt heiß erwartet wurde. Seit Ende Januar ist Mass Effect 2 endlich erhältlich und wir möchten euch in dieser Review verraten, warum dieses Spiel solch ein perfektes Sequel darstellt.

Mass Effect 2 spielt zwei Jahren nach den Geschehnissen des Vorgängers. Der Protagonist Commander Sheppard befindet sich mit seiner Crew auf der Normandy, als er von einem mysteriösen Schiff angegriffen wird und dabei ums Leben kommt. Der umstrittenen Cerberbus-Corporation hat er es zu verdanken, dass er aus seinen sterblichen Überresten wiederbelebt wird. Cerberus wird Sheppard`s neuer Arbeitgeber und dieser wird damit beauftragt, einem geheimnisvollen Fall nachzugehen. Ganze Menschenkolonien werden einer nach der anderen entführt und für Sheppard gilt es, herauszufinden, wer hinter dieser Sache steckt.

Diese Review beschreibt die Handlung nur im groben, aber dennoch wird schnell deutlich, dass die Story des zweiten Teils wieder ein Mal unglaublich spannend ist und zu den wichtigsten Faktoren dieses Spiels zählt. Das besondere ist auch im Nachfolger die Tatsache, dass der Spieler so manches individuell entscheiden kann und es auch wieder diverse Gut/Böse-Entscheidungen gibt. Fast genauso wichtig sind selbstverständlich die Charaktere. Einige kennt man bereits aus dem ersten Teil, aber es haben auch viele neue Charaktere wie z.B. Miranda, Samara oder Jack ins Spiel gefunden. Ich würde sogar soweit gehen, dass Mass Effect 2 über die vermutlich interessantesten Charaktere der Videospielgeschichte verfügt. Jedee einzelne Gefährte hat eine packende und oft auch zutiefst ergreifende Hintergrundgeschichte zu bieten, welche man durch spezielle Aufträge mitentscheiden und miterleben kann. Und auch die Dialoge sind wieder erstklassig und man ertappt sich oft dabei, wie man sich stundenlang mit diversen NPCs unterhält, dies ist bei Mass Effect 2 einfach einzigartig und ist keinsterweise mit Adventures zu vergleichen.

Mass Effect 2 beginnt mit einem sehr interessanten Feature: Dem Charakterimport. All jene, die bereits den ersten Teil durchgespielt haben, können nämlich ihren Charakter aus dem Vorgänger mitsamt der Entscheidungen im Storyverlauf problemlos importieren. Die Erfahrungsstufe und die Klasse werden zwar nicht übernommen, dafür aber das Aussehen und für einen hohen Level erhält man als Belohnung eine kleine Geldspritze. Gameplaytechnisch wurde das Spiel nur geringfügig verändert. Mass Effect 2 ist noch immer ein sehr actionlastiges Rollenspiel, die Action steht nun allerdings noch deutlicher im Vordergrund und das Deckungssystem wurde stark verfeinert. Der Rollenspielanteil ist etwas gesenkt worden, trotzdem sind die Dialoge immer noch enorm wichtig und entscheiden den Storyverlauf. Auch die Spezialfähigkeiten sind, Rollenspiel-typisch, im Kampf von großer Bedeutung und im zweiten Teil, ebenso wie die Charakterklassen, sogar etwas stärker vertreten. Im Gegensatz zu Mass Effect erhält der Spieler jedoch nicht mehr für jeden erledigten Gegner Erfahrungspunkte, letztere werden nur noch nach Abschluss einer Quest verteilt. Das Aufleveln der bestimmte Fähigkeiten ist dabei extrem einfach gehalten und dürfte so manchen Hardcore-RPGler ein wenig verärgern. In Mass Effect 2 ist es auch ausgesprochen wichtig, die Waffen der Protagonisten und die Normandy angemessen aufzupeppen. Hierfür werden allerdings bestimmte Rohstoffe benötigt, welche man mit Hilfe der Normandy und des “Planetenscan” abbauen kann. Diese Vorgang ist zwar Anfangs noch recht interessant, wird aber vor allem im späteren Verlauf ziemlich langweilig und zieht den Spielablauf nur unnötig in die Länge. Und wo wir gerade beim Thema Spielverlauf sind, dieser ist nämlich für viele einen Tick zu linear. Natürlich gibt es in Mass Effect 2 auch diverse unerforschte Planeten zu entdecken, aber so richtig verlaufen kann man sich nicht, die Board-KI und diverse Anzeigen weisen den Spieler auch immer darauf hin, was er gerade zu erledigen hat. Man wird hier also viel mehr (bzw. zu sehr) an der Hand genommen, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Dies dürfte jedoch nur eine der wenigen “Verschlimmbesserungen” sein, insgesamt hat Bioware einfach so ziemlich jedes Manko ausgebessert. Die Bedienbarkeit ist nun z.B. viel besser, die nervigen Fahrsequenzen aus dem Vorgänger wurden komplett entfernt, das Hacken gestaltet sich nun etwas komplexe und interessanter, mit der Normandy lässt es sich nun besser durch das All reisen und die Quests sind nun abwechslungsreicher, besser erzählt und besser inszeniert. Mass Effect 2 ist einfach ein Paradebeispiel dafür, wie ein guter Nachfolger auszusehen hat.

Auch hinsichtlich des Umfangs hat Bioware den zweiten Teil konsequent verbessert. Den ersten Teil konnte man, wenn man keinen Wert auf die Nebenquests gelegt hat, bereits in acht bis zehn Stunden beenden. Gleichzeitig konnte man aber auch, wenn man sich jeden einzelnen Planeten und Auftrag angeschaut hat, weit über 40 Stunde mit Mass Effect verbringen. Mass Effect 2 hingegen ist in beiderlei Richtungen verbessert worden. Ignoriert man der Spieler also die Nebenmissionen, wird er nun mindestens 20 Spielstunden investieren müssen, um den Abspann zu erblicken, mit allem drum und dran, kann das Spiel nun sogar bis zu 60 Stunden lang sein. Ein beeindruckender Umfang, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Spiel, verglichen mit Hardcore-RPGs, gar nicht so viele Nebenmissionen beinhaltet, bzw. es verhältnismäßig wenig Interaktionen gibt. Wie man es von Mass Effect gewohnt ist, kann der Spieler natürlich auch im zweiten Teil seinen Charakter aus dem ersten Playthrough für den zweiten auf einem höheren Schwierigkeitsgrad verwenden. Und über den so genannten Cerberus-Netzwerk können Mass Effect-Fans sowohl kostenlose, als auch kostenpflichtige Downloadcontents erwerben. Einen Mehrspielermodus gibt es auch im zweiten Teil von Mass Effect nicht, bei Party-lastigen Gameplay wäre dies allerdings eine sinnvolle und interessante Erweiterungen. Vielleicht wird dies ja bereits im abschließenden Teil enthalten sein.

In Puncto Grafik zeigt sich Mass Effect 2 von seiner besten Seite. Teil 1 sah ja bereits brillant aus, technische Patzer hinterließen damals aber einen bitteren Nachgeschmack. Bei Mass Effect 2 sieht dies aber völlig anders aus. Es gibt nun so gut wie keine nervigen Ruckeleinlagen mehr, das Nachladen von Texturen gehört endgültig der Vergangenheit an und zudem sieht das Spiel im gesamten einfach noch eine Ecke besser aus, als der Vorgänger. Speziell in den Dialogen sieht das Spiel dank bombastischer Animationen, Gesichtszüge, Texturen und dergleichen wahnsinnig gut aus. In den Missionen überzeugt der Titel natürlich ebenso, vor allem weil die diversen Planeten so unglaublich detailverliebt gestaltet wurden. Insgesamt ist Mass Effect 2 vielleicht nicht ganz so hübsch wie beispielsweise Uncharted 2, bedenkt man aber die viel größere Spielewelt und den damit verbundenen Aufwand, ist der Titel einfach ein technisches Meisterwerk. Dies wird dann auch auf dem Sound-Gebiet fortgesetzt. Der Raumklang ist nahezu perfekt, die Hintergrundmusik gewohnt genial und die Synchronsprecher sind, zumindest im englischen, überragend. Ganz so gut ist die deutsche Synchronisation zwar nicht gelungen, hat man sich aber erst einmal an die neue Stimme von Commander Sheppard gewöhnt, ist die Vertonung absolut zufriedenstellend.

Fazit:
Kaum zu glauben, aber obwohl das Jahr noch so jung ist, haben wir es bei Mass Effect 2 schon mit einem ganz heißen Anwärter auf das Spiel des Jahres 2010 zu tun. Wieso? Weil die Fortsetzung den ohnehin schon genialen Vorgänger in nahezu allen Bereichen übertrumpft. Lediglich der etwas gesenkte Rollenspielanteil kann bemängelt werden, dies kann man allerdings aufgrund der unglaublichen Spielewelt, den vermutlich interessantesten Charakteren der Videospielgeschichte, des deutlich erhöhten Umfangs und zu guter letzt der packenden Story locker verschmerzen. Besser kann man ein neues Spielejahr nicht einleiten.

10/10

Dragon Age: Origins – Review / Test

22 Nov

Die Kanadier aus dem Hause Bioware zählen zu den absoluten Experten auf dem Rollenspiel-Sektor. Das haben sie mit grandiosen Titeln wie Mass Effect, Knights of the Old Republic oder vor allem Baldur’s Gate eindrucksvoll bewiesen. Kein Wunder also, dass auch das neueste Werk, Dragon Age: Origins, sehnlichst erwartet wurde. Nicht zuletzt, weil es auch einige Parallelen zu Baldur’s Gate aufweist und quasi als inoffizieller Nachfolger gesehen wird. Wir verraten euch, ob Dragon Age: Origins wirklich so ein sicherer Hit geworden ist.

Dragon Age: Origins spielt in dem Königreich Ferelden. Einst friedlich von Zwergen, Menschen und Elfen bewohnt, wird das Königreich nun von der Dunklen Brut bedroht. Der Spieler tritt im Spiel den Grauen Wächtern bei, deren einzige Aufgabe es ist, der Dunklen Brut entgegenzuwirken. Mehr zur Handlung möchten wir aber nicht verraten, schließlich solltet ihr diese epische Geschichte in vollen Zügen genießen können, denn nur selten erlebt man als Videospieler eine so mitreißende und spannende Geschichte. Einziger Kritikpunkt: Die Handlung erinnert stellenweise einfach zu sehr an die Werke von Tolkien, was viele wiederum auch als einen Pluspunkt auffassen können. Wie man es jedoch von anderen Bioware-Titeln kennt, kann der Spieler den Verlauf dieser Story stark beeinflussen. Gute oder böse Entscheidungen haben einen großen Einfluss auf die Geschichte, ebenso wie die Wahl der Rasse. Neben den Klassen Magier, Schurke und Krieger sind die Herkünfte menschlicher Adeliger, Magier, Stadtelf, Dalish-Elf, bürgerlicher Zwerg und adeliger Zwerg verfügbar. Jede dieser sechs unterschiedlichen Herkünfte hat einen unterschiedlichen Storyanfang, schon allein diese Entscheidung verändert also den gesamten Verlauf. Natürlich können auch in Dragon Age: Origins das Aussehen und die Attribute individuell angepasst werden und unzählige Fähigkeiten und Talente sorgen für eine umfangreiche Charakterentfaltung. Im Spielverlauf begegnet man interessanten Charakteren und manche von ihnen begleiten euch im Kampf. Insgesamt vier Charaktere passen in eine Gruppe und auch die Auswahl der Mitstreiter hat Auswirkungen auf das Spielgeschehen. Manche Begleiter können sich nicht riechen, während eine harmonisierende Party natürlich alles etwas einfacher macht. Ähnlich wie bei Mass Effect kann sich der Protagonist bei den unterschiedlichen Begleitern mittels Gesprächen, Entscheidungen oder Geschenken Plus- oder Minuspunkte verschaffen und Beziehungen, egal ob in homo- oder heterosexueller Hinsicht, sind möglich.

Beim Kampfsystem gibt es einige Unterschiede zwischen der PC- und Konsolenversion. In der PC-Fassung ist eine weite Perspektive verfügbar, die das Spiel eher an Baldur’s Gate erinnern lässt. Bei den Konsolenversionen hingegen ist die Perspektive wesentlich näher, wodurch das Ganze eher einem Knights of the Old Republic ähnelt. Aufgrund dieser unterschiedlichen Perspektiven und der übersichtlicheren Benutzeroberfläche ist die PC-Fassung viel taktischer und kniffliger. Natürlich ist aber auch auf der Playstation 3 und der XBOX 360 Taktik gefragt und das Kampf- bzw. Taktikmenü wurde super auf die Heimkonsole portiert und lässt sich sehr mit dem Ringmenü aus Mass Effect vergleichen. Mit einer Spielzeit von mindestens 60 Stunden kann sich der Umfang wirklich sehen lassen. Durch die überraschend abwechslungsreichen Sidequests und die unterschiedlichen Entscheidungen und Storyverläufe ist zudem für jede Menge Wiederspielwert gesorgt. Es gibt nur wenige Spiele, bei denen man nach dem ersten Durchgang direkt mit einem weiteren beginnen möchte, Dragon Age: Origins zählt allerdings zu dieser Art. Und wer von diesem grandiosen Spiel einfach nicht genug bekommt, der kann sich zusätzliche, herunterladbare Quests kaufen. Da Bioware angekündigt hat, Dragon Age bis zu 24 Monate nach Release mit DLCs zu versorgen, kann man sich also auf so manchen, interessanten Quest freuen. Natürlich möchten wir euch aber auch nicht die Schattenseiten von Dragon Age: Origins verheimlichen. Neben der eben bereits erwähnten, unübersichtlicheren Perspektive gibt es einige Kleinigkeiten, die den Spielverlauf einfach stören. Ein Diebstahl bleibt zum Beispiel unbestraft, bei der Umgebung hätten wir uns mehr Interaktionen gewünscht, die KI lässt stellenweise zu wünschen übrig und zu guter Letzt bleibt der Protagonist stumm.

Dragon Age: Origins basiert auf der gleichen Engine wie Mass Effect, welches immerhin schon zwei Jahre auf dem Buckel hat. Dennoch kann Dragon Age hinsichtlich der Animationen, Gesichtszüge, Texturen oder Landschaften nicht mit Mass Effect mithalten. Das Spiel sieht insgesamt immer noch gut aus, bleibt aber weit hinter seinen Möglichkeiten. Verglichen mit der PC-Version ist die Portierung auf die Konsolen zwar ganz gut gelungen, optisch muss man trotzdem einige Abstriche in Kauf nehmen. Doch keine Sorge, so katastrophal wie bei Risen ist die Umsetzung nicht geworden. Meisterlich ist hingegen die akustische Umsetzung geworden. Der Fantasysoundtrack passt wunderbar zum Geschehen und die deutsche Synchronisation ist prima gelungen. Lediglich einige Soundaussetzer trüben den Gesamteindruck.

Fazit:
Das Warten hat sich gelohnt! Dragon Age: Origins ist DAS Rollenspiel des Jahres und ein weiteres Meisterwerk der Rollenspielschmiede Bioware. In keinem anderen HD-Rollenspiel trifft man auf interessantere Charaktere oder eine packendere Story. Das Kampfsystem ist unglaublich komplex und die Entscheidungsfreiheit wieder mal unglaublich, ebenso wie der immense Umfang und Wiederspielwert. Aufgrund dieser Stärken geraten einige Mankos wie die “nur” gute Optik, die technischen Patzer oder kleinen Fehler im Spieldesign vollkommen in Vergessenheit und nicht nur Rollenspielfans müssen hier zugreifen. Danke, Bioware!

9,5/10