Die aktuelle Konsolengeneration hat zwar zahlreiche japanische Rollenspiele im Repertoire, aber so richtige Meisterwerke, wie man es aus den SNES- oder PSX-Zeiten kennt, blieben aus. Rollenspielfans setzten all ihre Hoffnung daher auf Final Fantasy XIII. Kurz nach Release zeigte sich allerdings, dass der Titel polarisiert wie kaum ein anderer. Enttäuschung des Jahres oder Rollenspiel-Meisterwerk? Diese Review zeigt, dass die Wahrheit mal wieder in der Mitte liegt.
Mit insgesamt 13 Hauptteilen und etlichen Spin-Offs zählt die Final Fantasy-Serie neben ruhmreichen Reihen wie Mario oder Mega Man zu den langlebigsten Spieleserien. Wieso die Serie dabei aber nie langweilig wird, liegt daran, dass die Teile storytechnisch nie miteinander verknüpft sind und jeder Teil andere Charaktere besitzt, zu unterschiedlichen Zeiten spielt und sich sogar anders spielen lässt. Final Fantasy XIII ähnelt dabei am ehesten Final Fantasy X, denn auch Teil 13 ist sehr Cutscene-lastig und verfügt über eine ähnliche Charakterentwicklung. Hier gibt es keine echten Levelstufen, stattdessen kann man die erhaltenen Erfahrungspunkte im Kristarium in einzelne Attribute oder Attacken investieren, mit verschiedenen, auf den ersten Blick unwichtigen, Items können später auch Waffen und Accessoires aufgepowert werden. Der Charakterbaum unterscheidet sich dabei je nach Paradigmen-Rolle. Verschiedenen Rollen wie Verteidiger, Augmentor, Manipulator, Verheerer, Heiler und Brecher bringen viel Taktik in das sehr interessante Kampfsystem. Dieses ist nicht mehr in Pseudo-Echtzeit, sondern läuft wieder rundenbasiert ab. Anhand der Angriffleiste kann der Spieler seine Angriffe nach belieben auswählen und einteilen. Enorm wichtig ist es aber, dass man, je nach Situation, im richtigen Moment die Rollen der Kämpfer wechselt. Sollte es in einem Kampf dann einmal eng werden, helfen nicht nur die üblichen Items, sondern auch die so genannten Espen, quasi herbei beschworene Kreaturen, die aber nicht immer zur Verfügung stehen.
Verglichen mit anderen Rollenspielen ist Final Fantasy XIII übrigens, vor allem zu Beginn, recht einfach. Zum Glück ändert sich dies aber im Laufe des Spiels. Überhaupt ist Final Fantasy XIII leider ein extremer Spätzünder. Wer sich bereits über ein zweistündiges Tutorial aufregt, dürfte hier förmlich ausrasten, denn bis alle Gameplay-Elemente zur Verfügung stehen, verstreichen MINDESTENS 20 (!!!) Stunden. Die Sache hat aber auch etwas gutes, denn Genreneulinge werden ganz langsam eingeführt und haben somit keinerlei Probleme mit der Bedienung des Titels. RPG-Fans werden sich dagegen etwas langweilen. Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass dieses Spiel in den ersten beiden drittel des Spiels viel zu linear abläuft. Das Spiel ist voll mit Schlauchlevels, besitzt daher ein gutes Tempo, aber trotzdem vermisst man es, durch die Städte zu schlendern und mit unwichtigen NPCs Unterhaltungen zu führen. Ab dem 11. Kapitel wird FFXIII zum Glück aber etwas freier, man kann sich viel freier bewegen und Sidequests annehmen. Städte oder gar Minispiele sucht man aber dennoch vergebens. Im Großen und Ganzen ist das Spiel einfach viel zu sehr auf die Handlung fixiert. Wobei man aber auch eingestehen muss, dass die Handlung und die Charaktere sehr interessant sind. Von dem üblichen J-RPG Kitsch bleibt dieses Spiel aber nicht verschont.
Über das Gameplay kann man sich streiten, audiovisuell sind sich aber alle darüber einig, dass Final Fantasy 13 hier großes leistet. Kein Spiel kommt mit spektakuläreren Zwischensequenzen daher und der Unterschied zur Ingamegrafik wird immer geringer. Das ist den tollen Modellen, den liebevollen Spielwelten, den sehr guten Gesichtszügen und natürlich auch den sehr ansehnlichen Texturen zu verdanken. Die Animationen sind insgesamt sehr gelungen, einige wirken aber etwas zu albern bzw. zu typisch japanisch. Der Soundtrack stammt zwar nicht mehr von der Legende Nubuo Uematsu, die Musik von Masashi Hamauzu ist aber trotzdem sehr bezaubernd und stimmig. Zur Verärgerung vieler Fans ist keine japanische Sprachausgabe verfügbar, die englische Synchronisation ist aber, vor allem für Genreverhältnisse, extrem gut geworden und vor allem überraschend lippensynchron. Final Fantasy 13 erscheint erstmals auch für die XBOX 360 und die Systemunterschiede halten sich zum Glück in Grenzen. Die Cutscenes sind bei der Playstation 3 Variante hochauflösender und auch allgemein sieht die PS3-Version einen Tick besser aus, aber die XBOX-Umsetzung kann sich dennoch sehen lassen. Aber Achtung: Hier wird das Spiel auf 3 DVDs ausgeliefert, während der PS3 Spieler mit einer Blu-Ray auskommen.
Fazit:
Mit Final Fantasy XIII haben wir es leider doch nicht mit dem erwarteten RPG-Megahit zu tun. Das Spiel macht es einem als Tester aber auch alles andere als einfach, denn was die Handlung, die Bedienung, das Kampfsystem, die Charaktere und die Präsentation betrifft, ist der Titel absolute spitze. Doch warum nur muss Final Fantasy XIII, vor allem in den ersten Spielstunden, so extrem linear ablaufen und kommt dabei auch noch größtenteils ohne jene Freiheiten aus, die man an diesem Genre so besonders zu schätzen weiß. Vielleicht möchte Square Enix das etwas angestaubte Genre wirklich in eine neue, auf das wesentliche beschränkte, Richtung steuern, in diesem Falle verzichtet das Spiel aber einfach auf zu viel altbewährtes und wird selbst so manchen alteingesessnen Final Fantasy-Fan der ersten Stunde enttäuschen. Natürlich ist Final Fantasy XIII aber alles andere als ein schlechtes Spiel geworden, wer aber großen Wert auf eine riesige und frei begehbare Spielwelt bzw. Städte mitsamt diversen Shops und interessanten NPC-Unterhaltungen legt, der greift lieber zu Alternativen wie Tales of Vesperia oder Lost Odyssey. Außerdem ist mit Resonance of Fate ja auch schon der nächste viel versprechende RPG-Titel erschienen.
8/10